Die digitale Transformation schreitet in der Schweiz voran – doch für viele Städte und Gemeinden stellt sie eine enorme Herausforderung dar. Während sich einige Kommunen bereits auf den digitalen Wandel eingestellt haben, kämpfen andere mit veralteten IT-Systemen, steigenden Kosten und komplexen Datenschutzvorgaben.
Ein aktueller Bericht des Vereins Schweizerische Städte- und Gemeinde-Informatik (SSGI) zeigt, dass viele Städte Schwierigkeiten haben, zentrale Anwendungen zu erneuern und gleichzeitig neue Technologien wie Cloud-Lösungen und digitale Identitätsverwaltung zu implementieren.
Laut Lukas Fässler, Präsident des SSGI, sind viele Stadtverwaltungen mit der Umstellung auf digitale Prozesse überfordert. „Die Anforderungen an moderne Verwaltungssysteme steigen ständig. Viele Gemeinden sind jedoch nicht ausreichend auf diese Veränderungen vorbereitet oder verfügen nicht über das nötige Fachpersonal, um die Digitalisierung effizient umzusetzen.“
Die größten Herausforderungen, mit denen Städte konfrontiert sind, umfassen:
✅ Veraltete IT-Infrastrukturen, die dringend erneuert werden müssen
✅ Mangel an IT-Fachkräften in kommunalen Verwaltungen
✅ Hohe Investitionskosten für neue digitale Lösungen
✅ Datenschutz und Cybersicherheit, insbesondere bei Cloud-Diensten
„Die Erwartungen der Bevölkerung an digitale Services steigen“, so Sandra Keller, IT-Strategin der Stadt Winterthur. „Niemand will mehr stundenlang auf dem Amt warten, wenn es theoretisch auch online erledigt werden könnte. Doch die Umsetzung solcher Lösungen erfordert eine gut durchdachte Strategie und nachhaltige Investitionen.“
Einige Städte versuchen, die Digitalisierung gezielt voranzutreiben. Zürich, Basel und Lausanne haben bereits digitale Verwaltungsplattformen eingeführt, die Behördengänge online ermöglichen. Doch nicht alle Gemeinden sind auf diesem Stand.
Ein Beispiel ist die Einführung der elektronischen Identität (E-ID), die Bürgerinnen und Bürgern den digitalen Zugang zu Behörden erleichtern soll. Während große Städte die E-ID bereits testen, zögern kleinere Gemeinden mit der Umsetzung.
„Es fehlt oft an einheitlichen Standards und Koordination zwischen den Gemeinden“, sagt Marc Vogel, IT-Leiter einer mittelgroßen Stadt im Kanton Bern. „Manche Lösungen funktionieren gut in Zürich, sind aber für eine kleinere Gemeinde nicht umsetzbar.“
Ein besonders umstrittenes Thema ist die Frage, ob sensible Verwaltungsdaten in die Cloud ausgelagert werden sollten. Cloud-Technologien versprechen höhere Effizienz und bessere Skalierbarkeit, doch viele Gemeinden haben Bedenken hinsichtlich Datenschutz und IT-Sicherheit.
Die Stadt Genf beispielsweise setzt verstärkt auf Cloud-Computing, um Prozesse zu automatisieren und IT-Kosten zu senken. Doch Experten warnen, dass die Sicherheit solcher Lösungen stark von den Anbietern und deren Infrastruktur abhängt.
„Die Einführung von Cloud-Technologien muss mit größter Sorgfalt erfolgen“, betont Thomas Meier, Datenschutzbeauftragter des Kantons Zürich. „Die Gemeinden müssen sicherstellen, dass alle Datenschutzrichtlinien eingehalten werden und die Daten nicht in falsche Hände geraten.“
Um die Digitalisierung in den Städten erfolgreich umzusetzen, sind folgende Maßnahmen erforderlich:
🔹 Bessere Koordination zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden
🔹 Förderprogramme für kleinere Städte, um digitale Infrastruktur auszubauen
🔹 Schulungen und Anreize für IT-Fachkräfte, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen
🔹 Investitionen in Cybersicherheit, um Bürgerdaten bestmöglich zu schützen
Die Schweizer Städte stehen vor einer spannenden, aber herausfordernden Zukunft. Während die Digitalisierung viele Vorteile bietet, müssen Verwaltungen jetzt die richtigen Entscheidungen treffen, um den Wandel nachhaltig und sicher zu gestalten.